Azyklische Intervalle
Variantenreiches Training (siehe hierzu auch „Grundsätzliche Gedanken zum THS“ in der Trainingsbroschüre „Auf dem Weg zum Team“) bedeutet auch, dass man ein Set an Trainingstechniken und Belohnungsvarianten hat, die man gezielt einsetzt.
Ist der Hund allerdings in der Lage, die Trainingstechnik zu antizipieren, weil sie häufig zum gleichen Zeitpunkt und / oder an derselben Stelle kommt bzw. vom Ausführungstempo abhängig ist, verfehlt sie ihre Wirkung. Im Wettkampftempo bzw. im Wettkampf verfällt der Hund dann wieder in alte Verhaltensmuster. Deshalb darf sich der Hund nie ausrechnen können, wann welche Maßnahme erfolgt.
Belohnung zum richtigen Zeitpunkt
Das richtige Timing für die Belohnung ist zum Abschluss einer Übung ein wichtiger Erfolgsfaktor. Wenn wir dem Hund nicht deutlich zeigen, was er richtig gemacht hat, dann wird er es auch nicht wissen. Es darf im Handling nicht geschehen, dass nach Absolvieren des Parcours oder in einer Gehorsamsübung erst umständlich das Futter oder die Beute aus der Tasche gekramt werden muss. Meist hat sich der Hund in diesem nur wenige Sekunden betragenden Zeitintervall schon wieder einer neuen Beschäftigung zugewandt. Er wird bei nicht auf den Punkt getimtem Handling in der Verknüpfung der Lerninhalte falsch konditioniert.
Der Hund sollte schließlich für das belohnt werden, was er richtig gemacht hat. Zudem wird der positiv bestätigte Hund stets mit Freude und Feuereifer die ihm gestellten Aufgaben ausführen. Zusätzlich lässt sich über eine durchdachte Trainingsstrategie die Aufmerksamkeitsphase ganz enorm steigern.
In dem Videobeispiel „Belohnung zum richtigen Zeitpunkt“ (Video 1) ist ein Anfängerteam zu sehen. Trainingsziel war, die Aufmerksamkeit des Hundes zu steigern. Der Hund wird ohne ihn zu Locken durch den kurzen Parcours geführt. Der Hund leitet freiwillig und gemeinsam den Rechtskreis ein (siehe auch Rechtskreisel in der Trainingsbroschüre). Die Belohnung kommt unverzüglich, sodass der Hund erst gar keine Gelegenheit bekommt, sich mit etwas anderem zu beschäftigen.
Innerhalb einer Übung kann die Belohnung auch durch ein lobendes Hörzeichen (zum Beispiel „fein“ oder „toll“) oder mit dem Klicker erfolgen, ohne dass die Übung unterbrochen wird (das ist besonders bei Futter problematischer, da der Hunde in der Regel die Belohnung nicht so schnell frisst, dass er ohne Aufmerksamkeitsverlust weiterläuft).
Das richtige Ausführungstempo
Bewegung bedeutet im THS immer Laufschritt, da sich der THS über das Laufen definiert. Deshalb werden auch alle Trainings-Übungen im Laufschritt ausgeführt. Im Extremfall kann das auch Laufen bzw. Traben auf der Stelle bedeuten. Nur wenn der Hund sehr ungestüm nach vorne geht und es dem HF gar nicht gelingt, die Aufmerksamkeit des Hundes zu erlangen, wird die Übung im normalen Schritt begonnen und erst später in den Laufschritt übergegangen. Ansonsten ist das Tempo so anzusetzen, dass der Hund in höchste Lernbereitschaft versetzt wird; es ist aber so niedrig zu halten, um den Hund in seinem Laufverhalten kontrollieren zu können. Grundsätzlich erfolgt die Steigerung des Tempos erst dann, wenn die Übung tadellos ausgeführt und ein nachhaltiger Effekt erzielt wurde.
Fehlerfreie Übungsausführung
Grundsätzlich gilt: Die Rahmenbedingungen sind für jede Übung so vorzubereiten, dass der Hund sie fehlerfrei bewältigen kann. Jedes Üben ist für den Hund ein Lernen; führt der Hund eine Übung falsch aus, so lernt und verknüpft er etwas Falsches. Der Schwierigkeitsgrad der Übung sollte deshalb immer dem derzeitigen Leistungsstand des Hundes angepasst werden. Trotz guter Vorbereitung macht vor allem der junge Hund immer wieder Fehler. Diese Fehler werden häufig durch das ungeschickte Einwirken des HF verstärkt.
Deshalb ist es wichtig, dass der HF in der Lage ist, seinen Hund schnell wieder unter Kontrolle zu bringen (zum Beispiel unter Nutzung des Futter- oder Beutetriebes), damit der Fehler korrigiert werden kann und der gewünschte Lerneffekt durch positiv besetzte Elemente nachhaltig gefestigt wird. Wenn der Hund aber erst nach dem x-ten Mal Heranrufen wieder bei seinem HF erscheint, dann kann erstens der Hund die korrigierte Ausführung der Übung seinem ursprünglichen Fehler nicht mehr zuordnen und zweitens geht der HF frustriert an die nächste Übung, was sich auch unweigerlich negativ auf die Befindlichkeit des Hundes überträgt.
Dieses Leistungsniveau ist auch als eine der Mindestvoraussetzungen für den Einstieg in den THS zu sehen.
Leine
Findet in der Junghundeausbildung der Leineneinsatz durchaus noch Berechtigung, so wird die Leine im THS-Training nicht mehr benötigt. Im Gegenteil, es behindert häufig sogar Entwicklungsschritte, weil der Hund an straffer Leine die Übungen ausführt. Hat der HF keine Möglichkeit mehr, über die Leine einzuwirken, muss er ausschließlich über die Körpersprache oder die Stimme / Hörzeichen den Hund steuern. Dieser Effekt wirkt viel nachhaltiger, weil der Hund von sich aus die gewünschte Bewegung ausführt. Macht es der Hund falsch, kam in der Regel vom HF der falsche Impuls.
Eine Ausnahme gibt es für den Leineeinsatz und das ist das Aufheben eines Meideverhaltens (wenn der Hund zum Beispiel schräg vom Laufdiel absprang und in der Folge das Hindernis meidet). Eine durchhängende Leine vermittelt dann Sicherheit und dient dem Vertrauensaufbau, bis das Meideverhalten wieder aufgelöst wurde.
Locken
Unter Locken wird verstanden, dass der Hund mit Futter oder auch mit Beute, komplett durch einen Parcours geführt wird. Der Hund nimmt durch die Fixierung auf das Lockmittel den eigentlichen Parcours sowie die Körpersprache des Hundeführers nur rudimentär oder überhaupt nicht wahr. Im Gegensatz zum Junghundetraining sollte im speziellen Training für den THS auf das Locken komplett verzichtet werden (siehe hierzu auch „Einstieg in den THS“ aus der Trainingsbroschüre „Auf dem Weg zum Team“).
Dahingehend kann man den Hund über Futter oder Beute sehr wohl in Spannung versetzen, bevor die eigentliche Übung beginnt. Es ist aber ein großer Unterschied, ob der Hund permanent gelockt wird oder nur situativ Bestätigung erfährt.
Es ist aber nicht zwangsläufig so, dass der Hund nur dann belohnt wird, wenn er etwas perfekt macht. Man kann durchaus auch – z.B. beim Slalomlauf in einem Rechtstor, wenn sich der Hund leicht hinter dem HF befindet – die Belohnung in Laufrichtung werfen, um so den Hund in eine höhere Trieblage zu versetzen.
Sportplatzschonendes Training in den Wintermonaten
Vor allem in der Zeit von Oktober bis April sind die Witterungsbedingungen und die Bodenverhältnisse häufig sehr schlecht. Zum einen kann Schnee liegen, zum anderen ist der Boden gefroren und bei Tau- oder Regenwetter wird er „matschig“. Wenn häufig auf der gleichen Stelle gelaufen wird, so verwandelt sich der Rasen des Hundesportplatzes sehr schnell in eine Schlammbahn. Im Frühjahr wächst hier kein Grashalm mehr – der Übungsplatz ist ruiniert. Zusätzlich muss berücksichtigt werden, dass bei hohen Geschwindigkeiten Stürze schwerwiegendere Folgen haben als im Sommer.
Trotzdem muss das Training nicht ausfallen, ganz egal, ob der Schnee 20 Zentimeter hoch liegt oder der Boden knochenhart gefroren ist. Wie ist das möglich? Als Erstes ist es wichtig, dass die Geräteparcours auf dem Hundesportplatz immer an unterschiedlichen Stellen aufgebaut werden. Zweitens wird eine Parcoursvariante maximal zwei bis drei Mal gelaufen und drittens richten sich der Aufbau der Parcours und die Ausführungsgeschwindigkeit nach den äußeren Bedingungen. Wenn diese Punkte durch den Trainer bei der Planung des Trainings berücksichtigt werden, wird der Übungsplatz geschont und die Gefahr von Verletzungen minimiert.
Sportbekleidung
Das hohe Ausführungstempo in der Wettkampfphase bedingt, dass nicht nur der Hund auf das Training vorbereitet wird – auch der HF muss sich entsprechend zielgerichtet darauf einstellen. Die Vorbereitung auf das Training fängt bei der Kleidung an. In einer Jeanshose oder in einer sperrigen Jacke lässt es sich nur mit Mühe sportlich bewegen. Deshalb Jogging-Anzug anziehen – eine leichte Regenjacke kann bei schlechter Witterung gegen Nässe schützen, ohne dass die Bewegungsfreiheit eingeschränkt wird.
Genauso wichtig ist das Schuhwerk. Ich empfehle, und das nicht nur für die Wettkampfphase, Multi-Nocken-Schuhe (laut PO müssen es mindestens 12 Nocken aus Gummi sein). Sie sind in allen normalen Sportfachgeschäften erhältlich, teilweise sogar für unter 70 Euro. Mein Tipp: Auf Sonderangebote achten! Diese Schuhe sind speziell für den Sport auf Rasen ausgelegt und man hat in ihnen einen deutlich besseren Halt als in herkömmlichen Sportschuhen.
Das Training in sportuntauglichen Schuhen macht keinen Sinn. Der Grund: Die Verletzungsgefahr auf einem „rutschigen“ Boden ist bei den Laufdisziplinen einfach zu groß. Darüber hinaus wird das Ausführungstempo vom falschen Schuhwerk zwangsläufig so herabgesetzt, dass der eigentliche Zweck der Übung nicht mehr erreicht werden kann. Solange man während des Trainings in Bewegung bleibt, besteht keine Erkältungsgefahr und nach dem Training sind schnell wieder ein neues Paar Socken und trockene Schuhe angezogen.
Umkreisen des Hundes
Das Umkreisen durch den Hund passiert häufig während eines Gehorsamselementes im Links- oder Rechtskreis, aber auch beim Geradeauslaufen, zum Beispiel beim Durchlaufen durch das Ziel im Hindernislauf, in dem der Hund den Laufwege seines HF kreuzt. Ursache ist, dass das Tempo in diesen Momenten reduziert ist und der Hund seine überschüssige Energie nicht kontrollieren kann. Da er sich nach dem Umkreisen wieder am Fuß des HF befindet, zeigt der Hund aber nur scheinbar Gehorsam. Tatsächlich hebt er durch das Umkreisen das Gehorsamselement auf. Es ist also gleichzusetzen mit der Situation, dass der Hund z.B. an einer Hürde vorprellt. Fehlerhaft ist das Umkreisen deshalb, da der Hund sich in diesem Moment der Einordnung widersetzt.
Will der Hund den Weg kreuzen, muss der HF, um dem entgegen zu wirken, seinen Laufweg anpassen. Beim Geradeauslaufen bedeutet das, zuerst eine Gegenbewegung mit einen Bogen nach rechts zu machen. Beim Linkskreis muss der Kreisradius vergrößert bzw. auch kurz nach rechts ausgeschert werden. Im Rechtkreis muss der Hund geblockt werden, um anschließend eine Gegenbewegung nach Links machen zu können. In allen Fällen gilt, dass wenn der Hund wieder unter Kontrolle ist, mit der ursprünglichen Laufrichtung fortgefahren werden kann.