Fallbeispiel zur Entwicklung einer Trainingsstrategie

Auf einem Seminar führe eine Hundeführerin einen Malinois vor, mit dem sie auch schon einen dritten Platz auf einer VDH-DM erzielt hatte. Insgesamt läuft der Hund auf einem sehr hohen Niveau, im Spitzenbereich kommt es beim Hürdenlauf aber zu einem leichten Touchieren und auch der Slalomlauf kann nicht ohne Beeinträchtigungen gelaufen werden.

Aus dem Wettkampftempo heraus wurden zunächst diverse Gehorsamsübungen eingestreut, wie Linkskreis nach der Hürde. Teilweise konnte eine Verbesserung erzielt werden, sie war aber nicht nachhaltig und durchgreifend. Interessant war dann das Verhalten in einem „Übergangsparcours“. Auch ohne hohes Tempo war der Hund so unter Spannung, dass ihn seine HF nicht richtig erreichen konnte. Das aufgedrehte Verhalten konnte in Nuancen erkannt werden.
Als Ziel wurde dann ausgegeben, dass er in ruhigem Tempo auch ruhig durch den Parcours laufen musste. Aber selbst, als es nur um die Bewegung abseits des Parcours ging, konnte der Hund nicht in ein ruhiges Verhalten überführt werden. Und das war der eigentliche Knackpunkt. Leistungsmäßig war das Team in Stufe 4 (leistungsorientiert), die Balance von Motivation und Gehorsam war aber auf dem Niveau zwei Stufen tiefer. Dies ist keine untypische Situation bei Hunden, die sich zwischen den Typen nervös und steuerbar einordnen.

Der Ansatz für das weitere Training ist ein ganz konsequentes ruhiges Verhalten im Parcours zu fordern. Zuerst bei niedrigem Tempo und später auch, wenn das Tempo erhöht wird oder Tempowechsel erfolgen (Schnell-Langsam-Sequenzen). In letzter Konsequenz bedeutet das aber, welches Verhalten will man tolerieren. Innerhalb des Wettkampftrainings in der Vorbereitung auf Meisterschaften lässt sich hier keine grundlegende Verbesserung erzielen, da das Ausführungstempo mit einem entspannten Verhalten nicht in Einklang zu bringen sind. Der Ansatz zu Optimierung liegt ganz klar in der Übergangs- und der Vorbereitungsphase. In der Zeit von Oktober bis April gibt es keine Wettkampfstress und ein halbes Jahr ist ausreichend, um auch eingeschliffene Verhaltensweisen grundlegend zu verbessern – sofern man die o. g. Grundsätze beherzigt (Details zur Periodisierung sind in der Trainingsbroschüre „Auf dem Weg zu Team“ ausgearbeitet).