Die Schutzhunde der Familie Heidinger

Über 35 Jahre gehörte die Schutzhundeausbildung zum festen Bestandteil der Familie Heidinger. Hans und Rudi waren nie gegen den Schutzhundesport, allerdings stemmten sie sich vehement gegen die weitverbreiteten tierquälerischen Erziehungsmethoden. Während viele andere Hunde zum Teil mit elendigen Vorführungen ihre Prüfungen absolvierten, wird beim Blick in das Familienarchiv deutlich, dass das olympische Motto „dabei sein ist alles“ durch „Leistung macht Spaß“ ergänzt wurde.

Carlo vom Schloss Höfingen

  • Den Ergebnissen der Ahnentafel zufolge (zu dieser Zeit gab es keine separaten Leistungsurkunden) erzielte der 4-jährige Carlo bereits in SchH II 274 Punkte, ehe er sich in seinen beiden SchH-III-Prüfungen 1965 und 1966 von 281 Punkten auf 288 Punkten steigerte.
  • Auf Grund eines Ausflugs in des Nachbars Garten wurde er 1967 erschossen. Die von der Kriminalpolizei in Auftrag gegebenen ballistischen Untersuchungen ergaben, dass der 23-jährige Sohn der Nachbarsfamilie Carlo erschossen hatte.  Infolgedessen wurde die Familie Heidinger über viele Jahre hinweg von dessen Vater mit wüsten Briefen, Beschimpfungen und offen getragener Waffe bedroht und verantwortlich dafür gemacht, dass beide Kinder und seine Frau in den Folgejahren Selbstmord begingen. Polizei und Staatsanwaltschaft ließen ihn gewähren.

Condor vom Löhrgarten

  • Bereits im Alter von 16 Monaten machte Condor 1966 seine erste Prüfung mit 281 Punkten. 11 weitere Prüfungen folgten (Familienrekord), dabei erzielte er in SchH III u.a. 2 x 276 und 2 x 279 Punkte sowie als Bestergebnis 284 Punkte.
  • Er war auch „Hauptdarsteller“ in einem selbstgedrehten Film „Vom Hund verfolgt“, bei dem Condor einen vermeintlichen Autodieb stellt und ihn bei dessen Flucht durch seine Kampfhandlung zum Stehen bringt. Szenen, die wir heute in ähnlicher Form aus dem Mondioring kennen, nur dass der Dieb keinen Vollkörperschutz trug. Trotzdem musste man in der Großfamilie mit vielen Kindern zu keinem Zeitpunkt Sorge haben, dass er übergriffig werden würde, Condor war ein absolut wesensfester Hund.

Arrak vom Biberacher Forst

  • 1974 machte Arrak im Alter von 18 Monaten seine erste Prüfung. Ein Jahr später erreichte er in seiner zweiten und letzten Prüfung in der Stufe 2 273 Punkte bei Richter Ignaz Weiler. Auf Grund einer schweren HD wurde der 40-Kilo-Boxer aus dem Schutzhundesport genommen.
  • Der 8-jährige Albrecht durfte 1979 mit ihm seine ersten beiden Hindernislaufturniere in Mühlacker und München laufen.

Derrick vom Biberacher Forst

  • Eigentlich hätte Derrick gar nicht in die Familie Heidinger kommen sollen, weil Irmenheid, die Frau von Hans, unbedingt einen gestromten Hund haben wollte. Da der Wurf nur zwei Welpen hatte und Hans und Rudi einem Vereinskameraden den Vortritt bei der Auswahl ließen, landete Derrick bei den Heidingers.
  • Er wäre die Inkarnation des späteren Labels Leichtathletik mit Hund gewesen. Bei seinem ersten Hindernislaufturnier war er noch keine 12 Monate alt (damals gab es noch keine Altersbegrenzung), später lief er die 75 m unter 9 Sekunden!
  • Bei seiner ersten SchH-Prüfung war er 16 Monate alt und erreichte 278 Punkte. Unter den Augen von LR Richard Strauß erreichte er mit 273 Punkte sein höchstes Ergebnis in SchH 3.
  • Derrick war vom Wesen her etwas weicher, dafür grazil. Er ging durch viele Hände in der Großfamilie und im Verein, die Leistungen waren schwankend, keiner war ihm fest zugeordnet. Das war die Chance des jüngsten Familienmitglieds Albrecht, der als 14-Jähriger den damals schon 8-jährigen Derrick übernahm. Er reaktivierte ihn und führte ihn im Herbst 1985 – zurückgestuft in SchH I – zuerst zu 282 und im darauffolgenden Frühjahr sogar zu 290 Punkten.
  • Die neue Prüfungsordnung 1986 spielten dem bereits 9-jährigen Derrick und dem 15-jährigen Albrecht in die Karten. Zweimal erzielten sie 282 Punkte im Vierkampf. Im Jahr darauf sorgte der bereits 10-jährige und stark ergraute Derrick auf der Sektion 2 bei der Premiere des CSC in der Stuttgarter Schleyerhalle und in der Wiener Stadthalle nochmals für Begeisterungsstürme des Publikums.

Igor von Nanstein

  • Von dem 1983 geborenen Igor liegen im Familienarchiv leider keine Informationen mehr vor. Er wurde von Frieder zu Prüfungen geführt. Leider war er körperlich eingeschränkt, das Geschmeidige von Derrick war bei ihm eher ungelenk. Er machte das aber mit seinem unbändigen Willen wett.
  • Mehrere swhv-Titel mit Frieder und Albrecht und eine Bestleistung von über 280 Punkten im Vierkampf liegen trotzdem auf seiner Habenseite, obwohl er im Hindernislauf nie unter 11 Sekunden geblieben ist.
  • Trotz seiner Einschränkungen (im Greisenalter Zahnausfall und Grauer Star) wurde er über 13 Jahre alt

Askhan von der Keltenburg

  • 1988 kam Askhan in die Familie und wurde von Albrecht ausgebildet. In den ersten 15 Monaten hatte er mehrere Schübe mit tagelangem Fieber von über 40 Grad, wahrscheinlich auf Grund einer Immunschwäche. An zielgerichtetes Training war bis dahin nicht zu denken.
  • Nach soliden Prüfungen in SchH I und II erreichte er in seinen ersten beiden SchH-III-Prüfungen jeweils 288 Punkte. Richter waren E. Mottl und G. Frieß.
  • Herausragend war sein Beutetrieb. In seinem ersten Schutzdiensttraining wurde sofort mit dem Hetzarm gearbeitet. Es war klar, dass mit ihm im Schutzdienst nur die Gehorsamselemente trainiert werden mussten. In den ersten drei SchH-III-Prüfungen erzielte er in der Abteilung C 98, 99 und 97 Punkte. Außenstehende unterstellten den Einsatz eines e-Geräts, weil es für sie nicht möglich erschien, dass ein Hund mit einem derart ausprägten Kampftrieb auf das erste Kommando vom Hetzarm ablassen konnte.
  • In seinen 15 Vierkämpfen erzielte er 13 Mal 280 und mehr Punkte, die Bestleistung lag bei 285 Punkten. Obwohl die Ärzte zuerst noch grünes Licht gaben, wurde Askhan bereits mit 5 Jahren aus dem Sport genommen. In den Folgejahren schränkten ihn Arthrose und später Spondylose stark ein, genauso, wie alle seine Wurfgeschwister. Er wurde nur 8 Jahre alt. Die Kontrollmechanismen des Boxer-Klubs bei der Wurfpaarung (zu enge Zuchtlinien) griffen leider nicht.

Iwan (Ivo) vom Schwarzen Gold

  • Seinen Einstieg in den Schutzhundesport machte der gerade einmal 18 Monate alte Ivo mit herausragenden 287 Punkten. Er gehörte 1996 damit zu dem erlauchten Kreis von weniger als 15 Hunden im gesamten swhv, die die Einstiegsstufe mit einem V absolvierten.
  • Nach drei SchH-III-Prüfungen (beste Prüfung 276 Punkte bei Egon Hirsch) wurde das Kapitel Schutzhundesport in der Familie Heidinger 1998 geschlossen. Der letzte Richter bemängelte, dass Ivo bereits mit Einstellung der Kampfhandlung vom Ärmel abließ. Das war sicherlich nicht der einzige Grund, doch ein gewichtiger. Die zeitlichen Aufwände für ordentliche Prüfungen waren zu groß und Frieder, der großen Anteil an den sehr guten Schutzdienstergebnissen der letzten 10 Jahre hatte, stand als Figurant nicht mehr zur Verfügung.
  • Mit dem Einzug von Agility beim HSVM 1995 meinten viele, die Arbeit mit dem Hund neu erfinden zu müssen. Das Führen auf Distanz ist für einen Hund, der gelernt hat, sich von seinem Hundeführer zu lösen, kein Problem. Sowohl bei der Vorausübung als auch im Schutzdienst werden diese Grundlagen benötigt. Daneben kannte er die sprungtechnischen Ausführungen aus dem THS, deshalb blieben „nur“ noch Slalom und Kontaktzonen als neue Herausforderung. Nachdem Ivo in der Prüfungsstufe A2 zwei Aufstiegspunkte bei jeweils großen Turnieren erzielt hatte, wurde aus Zeitmangel auch das Agility-Engagement eingestellt.