Sophie Bloß und Lou sind seit zwei Jahren im THS aktiv. Im ersten Jahr stiegen sie schnell in den VK 3 auf und konnten am Ende der Saison sich sogar für die VDH-DM bei der Jugend qualifizieren. Auf der Habenseite standen 2013 ein Ergebnis über 270 Punkte. Im zweiten Jahr konnte die Konstanz der beiden deutlich gesteigert werden, denn die Fehler wurden zur Ausnahme. Das spiegelt sich auch in den Ergebnissen, denn sowohl in den Gesamtergebnissen als auch im Gehorsam wurde bei den wichtigen Meisterschaften immer geliefert (swhv-THSM: 58/275 Pkt.; dhv-DM; 57/271 Pkt.; VDH-DM 58/276 Pkt.). Beide werden im Gehorsam von Ulrike Bloß trainiert, der Mutter von Sophie. Sie gibt im folgenden Interview interessante Einblicke ihre Trainingsphilosophie.
Frage: Wie würdest Du Lou beschreiben, welche Eigenschaften hat sie?
Antwort: Als Welpe gehörte Lou zu den eher ruhigeren Hunden. Inzwischen hat sich Lou zu einer leichtführigen und freudig arbeitenden Hündin entwickelt. Lou ist sehr freundlich und menschenbezogen. Das Zusammenleben mit ihr bereitet der ganzen Familie einfach nur Freude.
Frage: Was macht das Training mir ihr leicht, wo gibt es Herausforderungen?
Antwort: Gleichermaßen ihre enorme Arbeitsmotivation. Lou arbeitet immer und überall gerne mit. Durch ihren enormen Arbeitseifer gerät sie jedoch leicht in eine Übermotivation, die sich dann sowohl akustisch (bellen, winseln) als auch in unsauberer Fußarbeit (tänzelnde Gangart, Drang nach vorne, Tendenz zum zweispurigen Laufen) bemerkbar macht. Dann muss Sofie sie mit Geduld und Fingerspitzengefühl erst einmal in ein gutes Arbeitslevel bringen.
Frage: Warum arbeitet Ihr mit Clicker? Welche Vorteile siehst Du darin?
Antwort: Dadurch, dass die Arbeit mit dem Clicker ausschließlich auf positiver Bestärkung beruht, entstehen für Mensch und Hund entspannte Trainingseinheiten.
Da es kaum ein Wort gibt, das kürzer und prägnanter als das Clickgeräusch ist, kann man dem Hund das gewünschte Verhalten punktgenau mitteilen. Auch dem Hundeführer, der ja nicht immer genau wahrnehmen kann, in welcher Qualität sein Hundekumpel eine Übung ausführt (z.B. bei den technischen Übungen), vermittelt der Click des Trainers Richtigkeit bzw. Schnelligkeit der Ausführung.
Außerdem kann man bei dem gut konditionierten Clickerhund durchaus auf das sogenannte „Jackpottraining“ übergehen. Dabei wird die Richtigkeit einzelner Elemente dem Hund verbal mitgeteilt – der Hund arbeitet sozusagen auf Kredit und wird erst zum Schluss der Übung mit Click und Jackpot belohnt. Die gesamte Übung wird so nicht durch das Belohnen von Teilschritten unterbrochen.
Frage: Wie sieht Euer Belohnungssystem grundsätzlich aus?
Antwort: Die Belohnung wird generell auf die Stimmungslage von Lou abgestimmt und variiert von verbalem Lob über Futterbelohnung (variabel in Qualität und Quantität), Action mit ihrem Menschen bis zum wohldosierten Beuteeinsatz. Der Zeitpunkt der Belohnung birgt für Lou immer wieder aufs Neue eine Überraschung.
Frage: Lou arbeitet sehr exakt, u.a. was Kehrtwendungen, Grundstellungen, das Abrufen oder den Vorsitz anbetrifft. Eine schräge Position sieht man äußerst selten und auch die Durchführung ist freudig und schnell. Welches Erfolgsgeheimnis steckt dahinter?
Antwort: Sehr kurze aber zielgerichtete Trainingseinheiten beim Erlernen einer Übung. Echte, ehrliche Freude beim Menschen über die kleinsten Teilerfolge. Auch haben wir nie die Stimmungslage von Lou außer Acht gelassen und haben des Öfteren eine geplante Übung durch die Übung „Finde zur inneren Ruhe“ ersetzt.
Erzwingen kann man meiner Meinung nach nichts. Es sollten positive Trainingseinheiten geschaffen werden, da der Mensch dann zufrieden ist, was wiederum den Hund glücklich macht und dadurch Mensch und Hund Freude an der gemeinsamen Arbeit haben.
Frage: Eine Ihrer Handlungsbedarfe war, dass sie sich im Wettkampf nicht ablenken lässt und permanent auf Sofie fixiert bleibt? Wie war Euer Ansatz das zu bessern?
Antwort: Wir haben Ablenkungsreize wie auf dem Boden liegendes Futter, gezogene und geworfene Gegenstände (hierbei muss die Entfernung unbedingt so gewählt werden, dass der Hund nicht erschrickt sonst wäre die Übung kontraproduktiv), etc. in das Training der Fußarbeit eingebaut. Da z.T. auch Sofie nicht wusste wo Futter liegt, bzw. wann sich ein Gegenstand bewegt, lernte Sofie auch in unvorhergesehenen Situationen Lou sicher zu führen.
Frage: Wenn Lou etwas zu überdreht ist, gleicht das Fußlaufen mehr einem tänzeln, in dem sie immer wieder mit beiden Vorderbeinen abhebt. Allgemein gilt, dass ein Hund, der dann eingebremst wird, schnell die Lust verlieren kann. Auf der anderen Seite will man sich dafür keine Punkte abziehen lassen. Wie konnte ihr das verbessern?
Antwort: Mit Geduld und liebevoller Konsequenz – für mich das Wichtigste bei der Arbeit mit dem Hund.
Konsequenz bedeutet für mich: es gibt nur schwarz und weiß und keine Grautöne dazwischen. Liebevolle Konsequenz bedeutet in diesem Fall: Ein freundliches aber bestimmtes „Ab“ bei jedem Tänzeln und sofort ein ruhiges, verbal streichelndes „Guuut“ sobald Lou richtig lief.
Dieses schnelle Switchen ist extrem wichtig, da oft vergessen wird, dem Hund eine positive Rückmeldung bei gewünschtem Verhalten zu geben.
Frage: Wie häufig trainiert ihr mit Lou Gehorsam? Und unterscheidet sich das Training in der unmittelbaren Vorbereitung auf Wettkämpfe?
Antwort: So wie es reinpasst. Unter Zeitdruck ist kein positives Training möglich. Auf dem Hundeplatz trainieren wir nach Möglichkeit einmal pro Woche ca. 25 Minuten. Außerhalb des Hundeplatzes immer mal wieder zwischenrein. Vor Wettkämpfen üben wir intensiver und häufiger geschätzt 3 bis 4 Mal pro Woche. Dafür gibt es nach dem Wettkampf eine längere Pause.
Frage: Trainiert Sophie auch alleine oder arbeitet sie immer unter Aufsicht?
Antwort: Bestimmte Übungen wie Vorsitz, Grundstellung etc. fragt Sofie immer mal wieder alleine ab und übt diese dann auch bei Handlungsbedarf. In der Regel arbeiten wir aber zusammen, da dies uns allen viel Freude bereitet. Meistens verbinden wir diese Übungseinheiten mit einem kleinen Spaziergang am Abend. Da haben wir mit unserem Trainer/Trainee Verhältnis natürlich einen großen Vorteil.
Frage: Zwei Wochen vor der VDH-DM ward ihr noch äußerst unsicher, Lou war in einer kleinen Krise. Wie seid ihr dieser Situation begegnet und welchen Schlüssel zum Erfolg gab es?
Antwort: Wir haben uns nicht aus der Ruhe bringen lassen. Die technischen Übungen haben wir auf Sicherheit trainiert und großen Wert auf ruhiges Arbeiten gelegt. Sofie hat dabei auch an Ihrer mentalen Stärke gearbeitet. Am Ende hatten beide auch das Quäntchen Glück auf ihrer Seite, das man bei solchen Wettkämpfen einfach braucht.
Frage: Ursprünglich stand bei Euch der Leistungssport nicht im Fokus. Trotzdem sind die beiden vor zwei Jahren im THS schon mit einem sehr hohen Niveau gestartet. Heißt das, dass der Fokus auf eine Sportkarriere nicht von vorne herein gegeben sein muss, um erfolgreich zu sein? War es Zufall, dass sich das so entwickelt hat? Oder sind die Anforderungen im THS bei einer soliden Grundausbildung ohne große Probleme machbar?
Antwort: Ein Familienhund sollte bei uns einziehen. Dass die Wahl auf Lou fiel war eine reine Bauchentscheidung. Da jeder Hund seine eigene Geschichte mitbringt, war mir bei unseren Hunden (egal ob als erwachsene Hunde aus dem Tierschutz oder als Welpe übernommen) am Anfang unserer Mensch-Hund-Partnerschaft die Entwicklung einer guten Beziehung immer am Wichtigsten, da ohne Beziehung keine vertrauensvolle Zusammenarbeit möglich ist – und alle 5 Hunde, mit denen wir bis jetzt unser Leben geteilt haben, zeigten bzw. zeigen schöne Fußarbeiten.
Obwohl nicht geplant war mit Lou im Hundesport aktiv zu werden, wurde von Anfang an auf ordentliche Ausführungen der Übungen geachtet – und dies nicht nur im Training sondern in jeder Situation – auch wenn ich manches Mal die Geduld meiner Mitmenschen strapaziert habe.
Als sich abzeichnete , dass sich Lou für den Hundesport eignet, haben Sofie und ich uns im Training und auf Wettkämpfen die verschiedenen Hundesportarten angeschaut und uns für THS entschieden, was den beiden sichtlich Spass bereitet.
Die Anforderung im THS-Gehorsam empfinde ich persönlich eher als Herausforderung, dem Hund über einen langen Zeitraum hinweg, die immer gleichen Aufgaben in der Unterordnung abwechslungsreich zu gestalten, damit dieser die Freude daran nicht verliert.
Ich denke schon, dass der Fokus auf eine Sportkarriere nicht von vornherein gegeben sein muss, dass man sich jedoch zu Beginn der Mensch-Hund-Partnerschaft durch durchdachtes, gemeinsames und freudvolles Tun alle Türchen offen halten kann um dann zu sehen wohin der gemeinsame Weg das Team führen wird.
Ich bin der Meinung, dass wir sehr viel Potential unserer Hunde zum Vorschein bringen können, wenn wir mit viel Freude, in kleinen – dem Lerntempo des Hundes angepassten – Lernschritten, mit einer gehörigen Portion Gelassenheit, etwas gesundem Ehrgeiz und permanent freundlich konsequent mit unseren Hunden arbeiten.