Südlich des Großraum Stuttgarts liegt am Fuße der Schwäbischen Alb die große Kreisstadt Metzingen. Sie ist vor allem als Outlet-City bekannt. Der ursprünglich in den 1970-iger Jahren von Hugo Boss initiierte Fabrikverkauf vereint heute mehr als 80 Premium- und Luxusmarken und gilt als führend in Deutschland.
Doch nicht nur als Outlet-City macht Metzingen auf sich aufmerksam. Denn in den letzten 5 Jahren hat sich der VdH Metzingen mit seinen rund 400 Mitgliedern zu einem der aktivsten Vereine im THS in Deutschland entwickelt. In der heutigen Ausgabe will ich auf Spurensuche gehen, wie ein Verein innerhalb kürzester Zeit so eine rasante Entwicklung nehmen konnte.
Metzingen ist zwar eine prosperierende Kreisstadt. Allerdings liegt das Sportgelände des VdH auf der gegenüberliegenden Seite der B312 und ist recht versteckt rund 3 Kilometer vom Ortsrand entfernt. Also keine guten Eingangsvoraussetzungen.
Zudem ist Metzingen der Gegenentwurf zu einem Megatrend der heutigen Zeit, bei dem Individualismus und Selbstoptimierungsmaßnahmen immer mehr Raum einnehmen. Dieser Trend zeichnet sich zum einen in der Aufsplitterung in immer neue Hundesportarten ab. Zum anderen ist zu erkennen, dass sich Spitzenteams – egal in welcher Sportart – immer häufiger in kleinen Trainingszirkeln zusammenschließen. Es werden weite Wege und viel Zeit in Kauf genommen, um den persönlichen Erfolg zu optimieren. Das geht bis hin zum Personal Training.
Man könnte fast sagen, dass Metzingen aus der Zeit geraten ist. Denn hier wird aus der Gemeinschaft heraus Stärke entwickelt. Zu Beginn der Zehnerjahre bestand Metzingen aus ungefähr 10 aktiven THS’lern. Heute sind es mit Einsteigergruppe, Breitensportler, Geländeläufer und die, die leistungsorientiert trainieren, 50. Dass das mit der sehr guten Gemeinschaft keine Plattitüde ist zeigt sich auch daran, dass der Verein dieses Jahr zu den Südwestdeutschen Meisterschaften nach Aalen mit rund 70 Teilnehmern und Fans gereist ist.
Eng verbunden ist diese Entwicklung mit Armin Mayer, der 2014 die Verantwortung für den THS übernommen hat. Ihm war von vorne herein klar, dass ein qualifiziertes Training das A und O ist. Und für ein qualifiziertes Training braucht es geeignete und motivierte Trainer, zudem sollten die Trainingsgruppen nicht zu groß sein. Armin kann heute auf 12 Trainer zählen, die jeweils zu zweit eine Gruppe mit maximal 8 Teams betreuen. So ist ein regelmäßiger Trainingsbetrieb mit genügend Zeit für jedes Team gewährleistet und das zwei bis drei Mal die Woche. Die Trainer versuchen individuell auf die Probleme der Teams einzugehen. Dabei steht im Besonderen die Jugendarbeit im Fokus, die in einer separaten Gruppe trainiert.
Um die Einstiegshürden in den Wettkampfsport zu senken, bietet Metzigen 5 Wettkampftage an drei Wochenenden im Jahr an. Damit aber auch Spitzenleistungen möglich sind, ist ein weiterer Grundsatz, dass kein Team ohne Trainer und Betreuung auf einen Wettkampf geht. Kein Wunder also, dass auch bei Siegerehrungen immer häufiger der Name Metzingen zu hören ist.
Und es gibt noch ein paar weitere Gründe, die sich sehr positiv auswirken. Der VdH Metzingen hat ein sehr großes und gepflegtes Sportgelände. Erziehungs- und Sportgruppen stehen im regelmäßigen Austausch, deshalb kommen immer wieder neue Teams von den Junghunden in den THS. Metzingen macht aber auch einiges dafür, dass Hundehalter erst überhaupt auf den Verein aufmerksam werden. Entsprechende Pressearbeit, eine gepflegte Homepage sowie Präsenz auf örtlichen Veranstaltungen können hier als Beispiele aufgezählt werden. Das Ganze wird abgerundet durch eine sehr gute Kommunikation zur Vorstandschaft und zu den anderen Abteilungen. Denn eine stark wachsende Abteilung kann zu Ungleichgewichten im Gesamtverein führen.
Viele werden jetzt denken, dass so etwas in ihrem Heimatverein nicht möglich ist. Doch warum nicht? Wer den Wert einer (Vereins-)Gemeinschaft schätzt, der kann auch bei sich zu Hause viel bewegen. Sicherlich braucht es jemanden, der voran geht. Die große Wirkung wird aber erst dann erzielt, wenn viele kleine Zahnrädchen ineinandergreifen und das eigene Ich auch einmal zurückgenommen wird.
Interview mit Armin Mayer, THS-Sportwart des VdH Metzingen
In den letzten Jahren hat sich der VdH Metzingen zu einem der größten aktiven Vereine im THS entwickelt. Welches Konzept steht dahinter?
Unser Trainerteam versucht sich nach Möglichkeit immer wieder weiterzubilden und ist offen für Neues. Uns ist eine gute Grundausbildung wichtig und wir glauben, dass der Erfolg in der Unterordnung gelegt wird. Auch für die Laufdisziplinen hilft ein guter Grundgehorsam. Wichtig ist für uns weiterhin ein ganzjähriges, abwechslungsreiches Training.
Die Stimmung bei Euch muss stimmen. Sowohl Breiten- als auch Spitzensportler vereint Metzingen, daneben begleiten noch viele Fans die Teams zu Meisterschaften. Der allgemeine Trend geht in Richtung Individualismus, was läuft bei Metzingen anders?
Nur mit den Spitzensportlern kann man eine Sparte nicht ausreichend am Leben erhalten. Ich bin der Meinung, dass hierzu alle notwendig sind. Auch außerhalb des Trainings sind wir mehrmals im Jahr gemeinsam aktiv. Und ganz wichtig: Spaß muss es machen.
Du bist für den THS gesamtverantwortlich, daneben bist Du selbst als Sportler erfolgreich. Dieses Jahr hast Du im Vierkampf die Titel bei den swhv- und dhv-Meisterschaften gewonnen und bist zudem 3. bei der VDH-DM geworden. Wie schaffst Du den Spagat zwischen Sportler und Trainer?
Ich bin seit 2014 für den THS beim VdH Metzingen verantwortlich, zudem Trainer, stellv. Sportwart der KG 11 und momentan in der Ausbildung zum Leistungsrichter. Es macht mir einfach riesigen Spaß mit Hund und Mensch zu arbeiten. Es freut mich zu sehen, wie sich die Teams weiterentwickeln. Ich habe aber auch ein tolles Team in Metzingen, von dem ich unterstützt werde. Denn auch ich darf ein tolles Training in einer Trainingsgruppe in Anspruch nehmen.