Naomi Höner gehört inzwischen zu den führenden Sportlern im Turnierhundsport. Zum ersten Mal traf ich sie im Frühjahr 2013 auf dem THS-Seminar „Mit System trainieren“. Obwohl sie damals noch unbekannt war, stachen mir Talent und Potenzial sofort ins Auge. Und mir war klar, dass sie das Zeug zur deutschen Meisterin hat, wenn sie konsequent ihren Weg weitergeht.
Auf das Siegerpodest bei einer VDM-DM sprang sie erstmals 2015. Im Geländelauf holte sie den Titel über 5.000 m und wurde zudem Zweite über 2.000 m. Drei weitere Podestplätze kamen in den Folgejahren dazu. Doch die Anforderungen an eine Top-Platzierung im Vierkampf ist nochmals eine Ecke komplexer. Mit viel Geduld und Beharrlichkeit meisterte sie auch diese Hürde und gewann 2017 und 2018 jeweils den Deutschen Meistertitel im Vierkampf.
Wie bist Du zum THS gekommen und was reizt Dich dabei?
Zum THS kam ich 2011 durch meine weiße Schäferhündin Antonia. In den Jahren zuvor war ich ohne Hunde sportlich sehr aktiv. Als ich die Arbeit mit dem Hund auf einem Hundesportplatz sah, war meine Begeisterung geweckt! Ich fand es damals total faszinierend, wie Spaß und sportlicher Ehrgeiz zusammengeführt wurden. Endlich ein Bereich, in dem ich mit meiner Hündin zusammen aktiv sein konnte. Ich erinnere mich noch sehr genau an den ersten Tag beim THS. Ich lernte dort meine mittlerweile sehr, sehr gute Freundin Bianca kennen, die bis heute meinen Weg begleitet und meine Entwicklung im THS geprägt hat. In der späteren Zeit reizte mich immer mehr, dass ganz verschiedene Hundesportler auf ihre Kosten kommen können. Der große Bereich des Breitensports, der zum Glück immer mehr Zulauf erfährt, sowie die leistungsorientierten Sportler, die ihren Ehrgeiz gemeinsam mit dem Partner Hund verfolgen können.
Du zählst sowohl im Geländelauf als auch im Vierkampf zu den besten in Deutschland. Ausdauer und Sprint widersprechen sich eigentlich. Wie schaffst Du es beide Gegensätze unter einen Hut zu bekommen?
Tja, das ist wirklich eine gute Frage… Ich bin anatomisch eher nicht fürs lange Laufen vorgesehen. Mit 18 Jahren dachte ich mir aber, ich möchte unbedingt Marathon laufen. Also habe ich angefangen zu trainieren. Ich war schnell süchtig und hatte Woche für Woche diverse Kilometer in den Beinen. Da ich von Natur aus zu viel Energie gespeichert habe, fing ich an, Mountainbike und Rennrad parallel neben dem Studium aufzubauen. Lange Rede, kurzer Sinn: das viele Training hat mir eine enorme Kondition und gute Zeiten beschert. Da aber meine Anatomie mit der eher deutlich ausgeprägten Muskulatur nicht verschwand, fiel mir der Sprung zum Sprinten relativ leicht. Wobei ich schon sagen muss, dass das intensive Training für 5 Kilometer und länger in den letzten 2 Jahren mir Sprintkraft geraubt hat. Für 2019 heißt es bei mir Daumen drücken. Durch eine sehr langwierige Verletzung im April hoffe ich, bis August wieder fit zu sein, um wieder mit den besten deutschen Teams antreten zu können.
Der THS ist unheimlich vielseitig. Zu Sprint und Ausdauer kommt auch noch Gehorsam. Auch in dieser Disziplin bist Du führend. Bei der VDH-DM in Ladenburg hast Du mit Lizzy mit 59 von 60 Punkten das höchste Gehorsamsergebnis erzielt. Was ist Dein Erfolgsgeheimnis im Gehorsam?
LEIDENSCHAFT, ohne Zwang sowie mit viel Spaß und Geduld. Und, was mir am Herzen liegt, ich habe mich viel mit Lerntheorien beim Hund auseinandergesetzt und das versuche ich anzuwenden. Ich trainiere meist in Wald und Feld mit allen Hunden dabei. Ich gehe in der Ausbildung der Hunde auf.
2017 hast Du das Double mit GL 2000 m und Vierkampf gewonnen. Im Geländelauf hast Du mit Aurelie einen neuen Hund, der noch nicht die Konstanz hat, in jedem Wettkampf Top-Leistungen abzurufen. Trotzdem stellst Du Dich der harten Konkurrenz. Wie gehst Du damit um, auch einmal einen Titel nicht verteidigen zu können, weil Dein Hund „Hund“ ist und keine Maschine?
Die Kleine ist anders als andere Hunde. Sie denkt viel nach und braucht die Absicherung durch mich. 2018 hat sie mit ihren 2 Jahren ALLES für mich gegeben und das ist definitiv das was zählt. Es war klar ich bin zweite, ich habe aber vor Freude geweint, weil es der beste Wettkampf war, in dem sie mir vertraut hat und nur kleine Ablenkungen (zum Baden Baden im Fluss) zu verzeichnen waren! Ich bin gespannt auf ihre Entwicklung, da Aurelie kein einfacher Hund ist. Es war ein sehr langer Weg mit ihr und wird auch weiterhin kein „Selbstläufer“ sein. Und genau darauf freue ich mich.
Vor einigen Jahren gab es ein Diskussionspapier, das den Vierkampf um eine Ausdauerdisziplin ergänzt zu einem Fünfkampf. Wäre das der ideale Wettkampf für Dich? Oder in welche Richtung würdest Du gerne Weiterentwicklungen sehen?
Bei der Frage musste ich ein wenig schmunzeln, da ich genau auf so etwas warte!! Der Fünfkampf wäre ein Traum! Absolut genau das richtige für mich. Weiterentwickeln sollten sich große Veranstaltungen zum Beispiel im Bereich der zeitlichen Planung, da die Geländeläufe immer schneller und anspruchsvoller werden und bei den Temperaturen nicht zu gewährleisten sind. Ansonsten wird es leider die Entwicklung geben, das Sportler abspringen. Und das wäre unglaublich schade, da mir der Turnierhundsport sehr am Herzen liegt.
Auch würde ich mir wünschen, dass die Jugendarbeit mehr gefördert wird und Jugendliche, aber auch junge Erwachsene in Seminaren und Treffen an Lernverhalten herangeführt werden, um eigene Denkstrukturen zu entwickeln! Da ist noch viel Potential denke ich. Auch gespannt bin ich auf die Entwicklung im Geländelauf. Durch den Wegfall der Begleithundeprüfung als Eingangsprüfung haben nun viele Hunde aus dem Canicross die Möglichkeit, teilzunehmen. Das wird nochmal eine ordentliche Veränderung herbeiführen.